Am 27. Juli 2019 feiert die KAB St. Josef Millingen ihr 100jähriges Jubiläum mit folgendem Programm:
14:30 Uhr: Festgottesdienst in der Pfarrkirche
Gegen 16:30 gemeinsames Kaffee trinken, danach Begrüßung der Gäste durch den Vorsitzenden Hubert Terhorst. Es folgen Grußworte der Ehrengäste und die diesjährigen Jubilarehrungen. Ausklang des Jubiläums mit Buffett und Musik und Unterhaltung.
Ja, es ist schon 100 Jahre her, dass der Millinger Pfarrer Theodor Rennings am 27.7.1919 die Idee zur Gründung eines KAB-Ortsvereins hatte. Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg und dem daraus folgendem Untergang des Kaiserreiches musste eine neue Gesellschaft aufgebaut werden. Daran sollte auch die Arbeiterschaft angemessen beteiligt werden. Dies hatte der Gründer der KAB in Deutschland, Bischof Emanuel Ketteler, immer gefordert. Auch in der Arbeiterschaft der Pfarrgemeinde Millingen gab es schon seit längerer Zeit den Wunsch nach Gründung eines konfessionellen Arbeitervereins. Die Zeit drängte, da die Mitglieder der sozialdemokratischen Ortsgruppe eine intensive Werbetätigkeit entfalteten. Auf der Gründungsversammlung traten dem neugegründetem Verein auf Anhieb 94 Männer bei. Der Monatsbeitrag betrug damals 30 Pfennig! Als 1. Präses wurde am 7.9.1919 Kaplan Bullmann vom Bischof ernannt. In den Folgejahren entwickelte sich die KAB Millingen recht erfreulich. Im Dezember 1919 wurde eine Theatergruppe mit ihrem Spielleiter Wilhelm Mäteling gebildet. Außerdem gründeten 15 Männer im März 1920 einen Gesangverein unter Leitung von Herrn Peter Pützkaul. Anfang 1921 zählte der Verein 220 Mitglieder, die 2,20 Mark Monatsbeitrag zahlten. Auf Anregung vom Pfarrer Rennings wurde am 4. März 1923 die Gründung einer vereinsinternen Sterbekasse auf Gegenseitigkeit beschlossen, um die finanziellen Folgen eines Trauerfalls abzumildern. Auch Frauen konnten dieser Sterbekasse als gleichberechtigte Mitglieder beitreten. Das Jahr 1923 war das Jahr mit der größten Geldentwertung. Das ging auch an der KAB nicht spurlos vorbei: Im Oktober wurde der Monatsbetrag auf 5.000.000 Mark heraufgesetzt. Doch nach der Währungsreform normalisierten sich die Verhältnisse wieder und der Monatsbetrag betrug ab Dezember nur noch 15 Pfennig. Es gab jedoch auch Mißtöne: Im Jahr 1927 wurde der Gewerkschftsführer Kreyenbrink aus Isselburg auf der Delegiertentagung in Rees zum Arbeitersekretär gewählt. Daraufhin erklärte Pfarrer Rennings, dass er nicht mit einem Gewerkschaftler zusammenarbeiten könne und stellte sein Amt als Bezirkspräses zur Verfügung. Im Jahre 1929 gehörten der KAB Millingen inzwischen 409 Mitglieder an. Die Jahre des sog. „Dritten Reiches“ brachten schwere Einschnitte in das Vereinsleben. Aufgrund staatlicher Verfügung musste die Sterbekasse aufgelöst werden. Die KAB Millingen schloss sich daraufhin der Leo-Sterbeversicherung an. Im Jahr 1937 war der der Mitgliederbestand von einmal 480 auf 110 gesunken. Ursache war sicherlich der politische Druck, der auf alle christlich engagierten Menschen ausgeübt wurde. Neuanfang nach dem Ende des Nazi-Regimes und des 2. Weltkrieges: 70 Mitglieder waren noch übrig geblieben. Bereits Anfang 1947 zählte der Verein schon 80 Mitglieder. In diesem Jahr wurde mit dreijähriger Verspätung am 9. November das 25-jährige Jubiläum gefeiert. Geweiht wurde das neue Banner, das von der Jugend gestiftet wurde. Auf der Generalversammlung am 13. Januar 1952 wurde die neue Satzung der KAB bekanntgemacht. In der Chronik findet sich zum ersten Mal die Bezeichnung KAB. Im Jahre 1959 fand im April eine Werbewoche statt. Auf der Abschlussfeier am 30. April konnten 30 neue Mitglieder begrüßt werden, so dass die KAB insgesamt 200 Mitglieder zählte. Das 50-jährige Jubiläum im Jahr 1969 wurde mit einer Festwoche vom 20.7. bis 27.7. begangen. Außer einer hl. Messe zur Eröffnung gab es einen Filmabend, ein Podiumsgespräch, einen Festzug mit Bannerabordnungen, ein Fußballspiel KAB Millingen gegen Kolping Rees. Über das Ergebnis sagt die Chronik nichts aus. Nach Dankgottesdienst und Schlusskundgebung endete die Festwoche mit Musik und Tanz. Auf der Generalversammlung am 17.3.1974 konnten 29 Frauen als nunmehr aktive und stimmberechtigte Mitglieder begrüßt werden. Um die Kassenlage aufzubessern, wurde in einem Teil der alten Leichenhalle eine Papiersammelstelle eingerichtet. Im September 1976 wurde erstmals eine Pfarrkirmes veranstaltet. Der Reinerlös war für die Missionsarbeit von Pater Paul Böcker-Schepers bestimmt. Die Stände der KAB erzielten einen zufriedenstellenden Überschuss. Ein großer Erfolg war das am 24. Sept. 1977 erstmals auf der Wiese von Regina Stevens durchgeführte Lagerfeuer. Gegrilltes und „flüssiges Brot“ schmeckten allen Gästen.
Die KAB Millingen bot in den folgenden Jahren im Rahmen ihrer Bildungsarbeit immer wieder Vorträge zu interessanten Themen aus den Bereichen Gesundheit, Politik und Gesellschaft an. Die Resonanz war im Allgemeinen sehr zufriedenstellend. Auch die zahlreichen Betriebsbesichtigungen eröffneten den Teilnehmern interessante Einblicke in das wirtschaftliche Geschehen. Einen festen Platz im kirchlichen Leben hat das „Sozialpolitische Abendgebet“, zudem die KAB immer am Gründonnerstag einlädt. Hier werden soziale und politische Anliegen im Gebet bewusst gemacht. Die gemeinsamen Fahrradtouren im Mai eines Jahres zu benachbarten Kirchen mit Maiandacht und anschließendem Kaffee trinken gehören inzwischen auch zu den festen Terminen der KAB Millingen. Einen ganz besonderen Beitrag zur Bildungsarbeit der KAB Millingen leistete Norbert Behrendt mit seinen Büchern zur neueren Millinger Geschichte. Besonders die ältere Generation erinnerte sich lebhaft an die dargestellten Geschehnisse aus dem 2. Weltkrieg und die beschwerlichen Jahre danach.
Erfolgsgeschichten sind auch die Altpapier- und Altkleidersammlung sowie der jährliche Weihnachtsbaumverkauf zugunsten der Vereinskasse.
Eine besondere Würdigung soll an dieser Stelle Wilhelm Brauer gelten, der von 1973 bis 1998 erster Vorsitzender der KAB Millingen war. In dieser langen Zeit, länger als jeder seiner Vorgänger, setzte Wilhelm Brauer viele positive Akzente, die die KAB Millingen als einen lebendigen Verein ins Bewusstsein der Gemeinde verankerte. So konnte Wilhelm Brauer 1998 seinem Nachfolger Hubert Terhorst ein wohl bestelltes Feld übergeben. Die KAB Millingen wünscht, dass Wilhelm Brauer noch lange Jahre mit seiner Erfahrung der KAB zur Seite steht.
Dieser kleine Rückblick zeigt, wie vielfältig und engagiert die KAB Millingen in den vergangenen 100 Jahren gewirkt hat. Mit den gesellschaftlichen Veränderungen haben sich auch der Verein und seine Aktivitäten verändert. Die KAB St. Josef Millingen hofft jedoch, auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch viele Aktivitäten durchführen zu können.
Author: Klemens Witjes